24 Singapur

Wiedersehen mit Radkollege und Freund Alex.

 

“Der Zaun da drüben sieht aus wie von einem Gefängnis”, ist mein Kommentar zum eingezäunten Uferbereich, dort wo die Fischer ihre kleinen Boote anbinden.
Der nette Herr, mit dem ich auf den parkähnlichen Campingplatz ins Gespräch komme, antwortet kurz: “Ja, Singapur ist ein Gefängnis, es ist Himmel und Hölle gleichzeitig.” Offensichtlich hat die Regierung vor einiger Zeit beschlossen, Singapur im Küstenbereich hermetisch zu sichern; nicht weiter verwunderlich, da gewöhnlich jedes Land seine Grenzen schützt und Singapur halt ein Inselstaat und aufgrund des extrem hohen Preisniveaus bestimmt attraktiv für Schmuggler ist. “Himmel” ist es für diejenigen, die am Reichtum teilhaben können. Wer nicht über viel Geld verfügt, gerade ältere Menschen, haben es nicht so einfach.
Singapur ist DER Musterknabe des kapitalistischen Weltbilds. In nur einer Generation ist der Sprung von der dritten in die erste Welt gelungen. Das Land wurde für Investoren geöffnet, ist eine Steueroase. Im Gegenzug hat man für gut ausgebildete Arbeitskräfte gesorgt, die Lehre ist von Kindesbeinen an auf die Bedarfe der Konzerne ausgerichtet. Leider ist dabei wie mir scheint die Kreativität auf der Strecke geblieben. Nun lenkt die Regierung durch entsprechende Maßnahmen in Schulen und Unis gegen. Zumindest laut Aussage eines deutschen BASF-Mitarbeiter, mit dem ich im selben Park ins Gespräch komme. Er hat am Sonntag quasi sein Büro ins freie verlegt und dort Chinesisch gelernt.

Der Singapurer an sich ist eher unselbstständig, wie mir scheint; sobald die in allen Lebensbereichen bis ins Kleinste geregelte Bahnen verlassen werden, weiß er nicht mehr weiter (mal überspitzt formuliert). In der Innenstadt sehe ich vor allem Menschen, die sich roboterartig wie ferngesteuert verhalten, es wird nicht gelächelt; nur dienenige, die ein Nickerchen halten, schauen nicht auf’s Smartphone, auch im Gehen wird ununterbrochen getippt und gelesen. Insgesamt stellt sich der Eindruck von sehr unglücklichen Menschen ein. Dennoch habe ich eine sehr gute Zeit, aufgrund von klasse Begegnungen, sowohl mit Einheimischen als auch Ausländern, die hier leben. Für den bitter nötigen Ausgleich vom stahlbetongeprägten Stadtleben sorgen zwei Tage auf Pulau Ubin, dem unberührten Naturparadies von Singapur. Jemand hatte gemeint, dort gehe es nicht viel zu sehen, nach einem halben Tag geht man schon zurück…:-)

Insgesamt eine weitere Erfahrung der Tour, nach derzeitiger Einschätzung eher unspektakulär. Freut Euch auf die Bilder, die folgen die Tage.

Mit allerbesten Grüßen, Mark

 

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