Route ab Februar 2022, NZ:
Route bis Februar 2022, NZ:
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Bin in Bacalar, Mexiko (09.10.2023)
Radkilometer: 54.984
Hallo Ihr Lieben,
mir geht es gut, bin seit einer Weile zurück in Mexiko. Wie schon in Neuseeland Maori, sind es wieder einmal indigene Menschen, die die Reise ausmachen. Habe “mein” Mexiko auf der Yucatán Halbinsel gefunden. Die Maya sind einfach wunderbar; herzliche und liebenswerte Leute. Die Lebensweise hat sich dem modernen Mexiko angeglichen, ohne jedoch die Traditionen zu verlieren; in den Dörfern wird nach wie vor Maya gesprochen. Das übermittelte Wissen von Generationen ist noch präsent.
Bevor es weiter nach Belize geht, wird noch ein wenig Bacalar und die Umgebung erkundet, die Süßwasserlagune mit den unterschiedlichsten Grün-, Türkis- und Blautönen ist mehr als wunderbar. Der Werbeslogan “Magic Bacalar”, ist auf keinen Fall übertrieben. Schön wäre eine mehrtägige Paddeltour mit Zelt zu unternehmen, das ehemalige Fischerdorf Mahahual steht auch auf dem Programm, ein wenig Urlaub am Strand 😊
Noch ein Wort zu Kuba: Es hat mir nicht gefallen, hatte bis auf wenige Ausnahmen keine gute Zeit dort. Das Land hat sich seit 2020 sehr zum Schlechten verändert. Werde demnächst einen Beitrag dazu schreiben.
Euch einen goldenen Oktober,
Liebe Grüße, Mark
Log vom 9.12.22: Nach einiger Zeit ist es doch wahr geworden, bin tatsächlich in Mexiko angekommen und guter Dinge, das nächste Kapitel der Tour, Zentral- und Südamerika aufzuschlagen.
Letztendlich sind es drei Monate bzw. 1130 Radkilometer Neukaledonien und zwei Monate bzw. 530 Radkilometer Vanuatu geworden, um einen groben Einblick vom Leben in der Südsee zu bekommen. Die Erfahrung würde ich mal als “Südsee Light” bezeichnen; die wirklichen Postkartenorte, wie man sie vor dem geistigen Auge hat, Atolle mit türkis-blauen Meer, lassen sich wohl nur per lokalen Flügen und dortigem Bootstransfer erreichen. Was in meinem Fall vermutlich viel intensiver ist, ist der Kontakt zur indigen Bevölkerung. Im Dorf zu Zelten und morgens vom Grunzen der Hausschweine geweckt zu werden, die dort frei herumlaufen, erlebt wahrscheinlich nicht jeder Reisende. Die einzelnen Kulturen der Südsee werden sich leicht unterscheiden, die einfache Lebensweise auf dem Dorf in Bambushütten und leben von und mit der Natur, werden jedoch ähnlich sein.
– Kann mir nun vorstellen, eine Weile in Mexiko Stadt zu bleiben, um zunächst die wichtigsten Sachen der niemals endenden “Offenen Punkteliste” abzuhaken🙂 Radteile und Ausrüstungsgegenstände organisieren sowie ” Bürokram” stehen an und dann sicherlich auch ein wenig die Stadt anschauen. Kann mir auch vorstellen, gleich hier einen Spanischkurs zu machen, selbst in der Hauptstadt spricht kaum jemand Englisch.
Fürs Radfahren würde sich zunächst von hier die Route über Oaxaca nach Mazunte anbieten, scheint die Region für alternative orientierte Leute in Richtung Yoga und Permakultur zu sein. Und wärmer ist es dort allemal als gerade hier nur 8 Grad in der Nacht. Hmm, vielleicht sollte ich mich doch erstmal mit den paar Brocken Spanisch Richtung Süden aufmachen um dann dort im Warmen am Meer den Kurs zu machen😋 Schau’n wir mal.
Euch nun eine schöne Vorweihnachtszeit.
Liebe Grüße, Mark
Log vom 26.6.2022: Die Würfel sind gefallen, werde am 3 Juli in gerade mal 3 Stunden nach Neukaledonien fliegen. Ein Segelboot ist am Horizont nicht aufgetaucht und es ist ja schon länger an der Zeit, die Tour vorzusetzen, so schönes hier auch ist. Neukaledonien ist die einzige Insel der Südsee, die ohne Auflagen geöffnet ist. Zudem die Größe im Südpazifik, mit 500 km von einem Ende zum anderen daher gut geeignet für eine längere Radreise. Und: Es ist warm! Ca. 23 Grad, die Temperaturen fallen nur auf 20° in der Nacht, ideal um draußen zu leben. Sollten nach einer Weile keine weiteren Inseln die Türen öffnen, läßt sich über Tokio nach Mexiko City fliegen. Schau’n wir mal, was sich ergibt.
Rückblick: Überraschende 3.000 km kommen bei der dritten Tour per Rad durch Neuseeland von Mitte November ’21 bis Ende März ’22 zusammen. Der erste Abschnitt verläuft ab Auckland entlang des sehr dünn besiedelten Ostkaps mit angenehm überschaubarem Autoverkehr und freundlichen Menschen, Klasse Landstrich, den ich bisher noch nicht kannte. Nach dem Obst- und Gemüseanbaugebiet der Hawke’ s Bay geht es zurück auf die Südinsel zuerst in die geliebte Golden Bay bei Tataka. Verbringe dort Weihnachten und Silvester mit neuen und bekannten Gesichtern. In der Tat sind es einmal mehr neben der grandiosen Landschaft der Südinsel wieder die Menschen unterwegs, die prägend sind. Besuche nahe Motueka Lisa und Dennis aus der Heimat, sie sind gerade Eltern geworden. Es ist eine große Freude zu sehen, wie entspannt fürsorglich sie mit dem Kind umgehen. Der Kontakt hatte sich durch George aus Hawaii ergeben, lerne ihn vor langem schon auf Waiheke kennen. Und die vielleicht sympathischste Person überhaupt in Neuseeland ist Darryl aus Queenstown. Er betreibt im Zentrum den Outdoor-Shop Small Planet, sieht mein Fahrrad draußen und begrüßt mich mit den Worten: “Du bist schon länger unterwegs!”. Nach kurzem Kennenlernen lädt er spontan zu sich nach Hause ein. Der Drahtesel ist mal wieder ein Türöffner wie schon viele Male zuvor. Auch seine Frau und der Sohn sind großartig. Wir haben eine Klasse Zeit, ich koche ein gemeinsames Abendessen und sie können nicht genug von meinem selbstgemachten Kokos-Schokoladeneis bekommen🙂 Ihre Elternteile sind übrigens Schottisch/Maori und seine aus Schottland und Tonga. Schon öfter ist mir aufgefallen dass bei gemischten Ehen die Nachkommen ganz besondere klasse Menschen sind. Viel Zeit braucht es, ein neues Telefon zu kaufen und mit allen Accounts und Apps zum laufen zu kriegen. Apropos: Das alte Handy rutscht unglücklichdrweise in einen Gulli, kann es mit den Füßen rausfischen, lässt sich jedoch nicht mehr zum Leben erwecken. Bilder dazu unten. Daher die neue Weltkarte, alter Google Account und deutsche Mobilnummer sind futsch und damit die alte Tourkarte eingefroren.
Bin übrigens gerade auf dem Weg nach Hamilton, um Anne aus Cloppenburg und Familie zum zweiten Mal zu besuchen. Danach geht’s per Bus zurück nach Auckland und zum Abschluss die letzten Vorbereitungen, NZ Tschüß zu sagen.
Euch alles Liebe und viele Grüße, Mark
Log vom 6.11.21: Eine Begebenheit, die sich schon im letzten Jahr im Strathean Retreat Center ereignet hat, möchte ich Euch nicht länger vorenthalten. Ist es Vorweihnachtszeit, wir sitzen mit 20 Leuten in der guten Stube des Centers, das Kaminfeuer knistert im Hintergrund und es wird die Frage gestellt: “Was ist Liebe”? Viele haben einen jeweils sehr individuellen Erklärungsversuch, wir kommen jedoch zu Erkenntnis: “Liebe kann man nicht beschreiben, man kann Liebe nur erfahren”. Ähnlich der Beschreibungsversuche für “Erleuchtung”. Die Frage wäre bestimmt nicht gestellt worden, wenn es letztendlich keine Antwort geben würde.
Shikhaa, die 35 Jahre in Indien gelebt hat und tief in die Lehren der Veden eingetaucht ist, kannte vor ihrem spitituellen Hintergrund natürlich die Antwort: “Liebe ist die Erfahrung, die Kenntnisse des wahren inneren Selbst.”
Wer liebt, bekommt in der Regel einen Spiegel vorgehalten. Andererseits würde es wohl auch bedeuten, daß wenn man mit sich und der Welt zufrieden ist, erfährt man sein wahres inneres Selbst und ist erfüllt von Liebe.
Für manche mag es eine Bestätigung sein, für manche eine Motivation, sich auf die Suche zum wahren inneren Selbst zu machen. Für mich ist es beides.
https://www.wisdomofmeditation.com
— Von Auckland geht es Anfang Juni 2021 mit dem Bus nach Whangarei, der weit zersiedelte Ballungsraum der Großstadt lädt nicht gerade zum Radfahren ein.
Nach nur zwei Radtagen an der Küste entlang Richtung Norden bleibe ich bei Ellen und Michael (USA/NZ) hängen. Ihr Lebensprojekt heißt “The Farm”. Die ca. 10-köpfige Familie mit leiblichen und adoptierten Kindern wird ergänzt durch eine quirlige Gruppe von internationalen Reisenden, die hier Arbeiten oder durch Freiwilligenarbeit aktiv sind. 1000 Hektar Grasland, 150 Milchkühe und Pferdezucht bildet den Kern, viele weitere Projekte wie Yoga-Kurse, Lehrgänge in Lehmbau und Wochenendausflüge von Jugendgruppen, die das Farmleben kennenlernen abgerundet durch Kajakfahren und Lagerfeuer am Abend. In Planung ist auch die Errichtung einer Tiny-House-Siedlung in ökologischer Bauweise. Ein klasse Beispiel von Gemeinschaftsbildung. Eine Nacht war geplant, drei Wochen sind es geworden😊
Weiter geht es über Russell, hier entsteht Anfang des 19. Jahrhunderts durch Missionare, Walfänger, Siedler und Anlegung eines Hafens für den aufkommenden Handel das erste Dorf Neuseelands. Waitangi liegt gleich nebenan, hier wird 1840 das Abkommen zwischen der engländischen Krone und Maori-Häuptlingen zur Staatsgründung von Neuseeland unterzeichnet. In einer idyllischen Parklandschaft gelegen mit Museen und originalen Gebäuden sauge ich 2 Tage die Geschichte Neuseelands ein. Seeehr kurz zusammengefasst: Es gibt ein kulturell-inhaltliches Missverständnis des nur drei kurze Artikel umfassenden Abkommens, das von den Engländern aufgesetzt wird; der militärisch Stärkere gewinnt auch mit Anwendung von Gewalt die Oberhand über die Jahre und die indigene Bevölkerung kämpft noch heute für ihre Ansprüche; in einem westlichen Rechtssystem!
— Na klar, das geliebte Radfahren kommt natürlich auch nicht zu kurz. Auf dem Twin Coast Cycle Trail geht es rüber zur Westküste, die Route verläuft anfangs auf einer stillgelegten Bahntrasse, später durch relativ flaches Farmland; jetzt nicht gerade atemberaubend spektakulär, jedoch ergeben sich wieder nette Kontakte zu Einheimischen. Bei der Bitte nach kochendem Wasser für den Tee ergeben sich hin und wieder kurze Einladungen mit einem Plausch. Einmal reißt zwischendurch “in the middle of nowhere” die Kette, ein nahe lebendes Maori Ehepaar hilft per Flex aus, ein Kettenschloss ist glücklicherweise noch in der Radtasche. Es ergibt sich ein tiefgründiges Gespräch über Maori Kultur und Traditionen. Die Menschen identifizieren sind nach wie vor spirituell sehr mit der Natur und ihrer Naturreligion Es ergeben sich in Neuseeland übrigens generell die besten Kontakte zu den Menschen mit indigenem Hintergrund. Es hat seit Anfang an natürlich auch eine Vermischung der Kulturen durch Heirat gegeben und es wurde über die Zeit der westliche Lebensstil weitgehend gut über- bzw. angenommen, ohne jedoch die eigenen Werte zu verlieren.
Sehr herzliche Vorstellung, so wie ich Maori erlebe:
Das Rad-Highlight der Tour in den Norden ist der Ninety Mile Beach, 84 km geht es recht gut fahrbar auf dem Sand am Strand entlang. Die Route ist offiziell für den Autoverkehr freigegeben, jedoch sehr wenig befahren. Es gibt ein paar Angler und eine Familie kam mir golfspielend entgegen. Die Natur-Erfahrung hat jedoch Vorrang. Der Tagesverlauf der Sonne, Wind, Wellen und ein meditatives Kurbeln auf dem Drahtesel. Annähernd frei, wie ein Adler durch die Luft gleitet 😊
Vorbei geht es später an einer gigantischen Dünenlandschaft die an einer Stelle zum Sandsurfen freigegeben ist, mein zweiter Übernachtungsstop mit imposanten Ausblick auf die Dünen.
Von dort ist es noch eine Halbtagestour bis zum Cape Reinga. Am Kap stürmt es orkanartig es gibt heftige Niederschläge im Wechsel mit Sonnenschein. Der nördlichste Punkt Neuseelands ist schon immer magisch und energiegeladen. Es treffen die beiden Meeresströmungen von tasmanischem Meer und Pazifischem Ozean zusammen. Auf einer der Schautafel steht:
“Für Maori sind diese turbolenten Wasser dort, wo sich die männliche See Te Moana Tapokopoka Tawhaki und die weibliche See Te Tai o Whitirela treffen. Die Strudel wo die Strömungen zusammenstoßen, sind wie die, die hinter einem fahrenden Waka (Kanu) tanzen. Sie repräsentieren das Zusammenkommen von Mann und Frau – und die Schaffung von Leben”.
Wenn man auf das Meer schaut, sieht man tatsächlich einen ca. 500 m breiten und 2 km langen Teppich aus Wellenbergen, geformt von den gegeneinandertreffenden Strömungsrichtungen. Man kann sich an diesem Ort einfach nicht sattsehen, gleich am nächsten Tag gehe ich noch einmal hin, sehr beeindruckend schön.
— Per Rad geht es drei Tage nach Süden, das Wetter bleibt sehr unbeständig, so wird es noch einmal der Bustransfer.
Die Tage soll es von hier (Insel Waiheke) Richtung Süden gehen. Die Region Auckland darf nach wie vor nur mit einem Jobangebot oder einem nachgewiesenen Wohnortwechsel verlassen werden. Bin noch zuversichtlich dabei, ein geeignetes Dokument zu beschaffen. Endlich wieder auf’s Rad, der Sommersonne entgegen.
Gehabt Euch wohl, Kopf hoch im trüben November🙏❤️
Alles Liebe, Mark
Log vom 18.09.21: Mir geht es gut. Bin seit einiger Zeit vom Ausflug in den Norden zurück auf der geliebten Insel Waiheke. Hatte tatsächlich vor kurzem ganz knapp überlegt, hier die Koffer zu packen und nach Mexiko zu gehen. Die Einreise ist ohne jegliche Auflage möglich, vor Ort sieht es jedoch nicht so doll aus. Landesweites Vermummungsgebot, nur im dörflichen Bereich oder auf dem Rad ist “oben ohne” okay. Jetzt freue ich mich auf den Frühling hier und habe Lust, bald wieder aufs Rad zu klettern. Schon seit viereinhalb Wochen ist der Großraum Auckland übrigens auf Null runtergefahren; nur Lebensmittelgeschäfte sind geöffnet, niemand darf grundsätzlich die Insel verlassen. Gewiss, auf das umfangreiche Kulturprogramm (viele Künstler und Kreative gibt’s hier) von Waiheke zu erlebt und Freunde wieder zu treffen hatte ich mich in der Tat gefreut, jedoch wird es bei 3 Stunden Yoga + Meditation sowie 3h Hilfe für Ben und Emily täglich und Wandern und Radfahren am Wochenende bei weitem nicht langweilig.
Übrigens: Fühle mich zwar definitiv nach wie vor auf Radweltreise, jedoch bevor es weitergehen kann andererseits seit Ende März 2020 dann auch irgendwie nicht richtig. Daher bin ich seit einiger Zeit nicht mehr so super aktiv beim Aktualisieren der Berichte. Jedoch haben die Eintragungen auf der Weltkarte schon fast Tagebuch-Charakter und wenn man auf die Übernachtungspunkte klickt, gibt es auch Fotos zu sehen.
Zwischenzeitlich gib es einen Bericht in der Braunschweiger Zeitung, der ist unter “Presse” abgelegt.
Bis zum baldigen Erscheinen der Erlebnisse von “NZ Northland” wünsche ich euch nun einen goldenen Herbst und alles Gute.
Gehabt Euch wohl.
Herzlichst, Euer Mark
Log vom 2.5.21: Es ist später Vormittag, als die sieben Habseligkeiten auf dem Gepäckträger verzurrt sind. Heiliger Abend 2020, die Sonne scheint in Wellington. Schon nach den ersten Metern wird mir bewusst, es fühlt sich gut an, nach fast 9 Monaten wieder wirklich unterwegs zu sein. Ohne Auto. Einfach in den Tag hinein zu fahren ohne zu wissen, wo der Kopf am Abend auf dem Kissen ruht. Selbstbestimmte “Obdachlosigkeit” ist wahrscheinlich neben dem Leben in einfacher Unterkunft mit Anbau eigener Lebensmittel bei geringem Verdienst die höchste Form der äußeren Frei- und Zufriedenheit. Auch mit Familie. In beiden Fällen kombiniert mit sozialem Engagement. Und einzig im jetzigen Moment ohne Gedanken an gestern und morgen zu Leben ist vermutlich die höchste Form der inneren Freiheit. Kommt mir gerade in den Sinn, das “nur” am Rande. Nach Buddha: “Jeden Morgen werden wir neu geboren. Was wir heute tun, zählt am meisten”.
Der Schlüssel zum Leben im Moment ist die Atmung. Sind wir in unserer (Bauch)-atmung, sind wir im jetzigen Moment. Geht bei Allem, auch beim Einschlafen und Aufwachen, Zähneputzen, Abwaschen, bei schlichtweg Allem und immer. Probiert’s aus, macht glücklich 😊
— Es geht Richtung Norden auf der Route der Tour Aotearoa, durchs Hinterland, abseits von Hauptstraßen auf ruhigen geteerten und ungeteerten Landstraßen, Forstwegen und eigens angelegten Trails, die regionalen Radrouten sind miteinander verknüpft. Weihnachten ist in Neuseeland am 25. Dezember, es ist Frühsommer, schon recht warm und hat den Anschein wie bei uns der 1. Mai. Familien sind in der Natur unterwegs; die Route führt entlang einer stillgelegten Bahntrasse über einen Pass, ein beliebtes Ausflugsziel. Der vorab bekannte tägliche Rhythmus stellt sich schnell ein. Wieder gibt es sehr klasse Menschen unterwegs und zweimal bieten Bauern ihre Schafscheerscheune zum Übernachten an. Obwohl nur dreimal im Jahr in Gebrauch, duftet es nicht unbedingt wie nach einer frischen Sommerwiese. Nach Beseneinsatz und Nachtlager nahe am Fenster ist alles prima. Originaler kann man in Neuseeland eigentlich nicht übernachten. (Bilder auf der Karte 27.12. und 1.1.) Der erste Gastgeber war übrigens als junger Kerl in den 70er Jahren von England nach Indien per Anhalter unterwegs.
Der erste Natur-Höhepunkt ist der Whanganui Nationalpark. Auf dem Weg dorthin gibt es schließlich keine Straße mehr, weiter kommt man nur mit 35 km-Bootstransfer auf dem Whanganui. Durch den Nationalpark geht’s auf schmalen Wanderwegen, es verläuft hier die NZ Fahrradroute auf der 3.000 km Wanderroute. Bei abtocknendem Lehmboden ein schweres Geläuf, abends um Acht erreiche ich den einfachen DOC-Campingplatz als ersten Zivilisationsort; in Gesellschaft mit 100 Leuten, die auf Wochenend-Paddeltour sind.
Auch wenn es trotz der recht dicht bewohnten Nordinsel noch viel Wald und grüne Landschaft gibt, sind DAS Highlight Vulkane und heiße Quellen.
Allem voran die 20 km lange, alpin-anspruchsvolle Wanderung, genannt “Tongariro Alpine Crossing”. Hoch geht es auf 1.900 m vorbei an mehreren Vulkankegeln und türkisblauen Gebirgsseen mit heissen damfenden Schwefelaustritten. Erinnert stark an die Mondlandschaft, nur viel viel schöner. (Bilder vom 11.1. auf der Karte) Mit ein paar Ruhetage im Dorf “Nationalpark Village” und kurze Wanderung am knapp 2.800 m hohen “Mount Ruapehu” nebenan eine willkommene Abwechslung nach dem anstrengenden Wanganui Nationalpark.
Bald darauf führt der Weg entlang einer historischen Bahntrasse von 1922, damals errichtet für die auch heute noch lukrative Holzindustrie Neuseelands. 85 km geht es über 35 Brücken inklusive der 141 m langen Maramataha-Hängebrücke durch bewaldete Hügellandschaft in unbewohnter Natur.
Zurück in der Zivilisation in Mangakino treffe ich Ute und Konrad aus Hessen. Sie sind ungefähr zur selben von zu Hause losgefahren, auf ‘nem Tandem unterwegs und in dem beschauliche Ort am See quasi hängengeblieben. Helfen dem Besitzer seit einem Jahr beim Betreiben sowie Um- und Ausbau einer Radfahrerunterkunft. Klasse Leute, sehr kurzweilige Begegnung.
Kurz darauf bin ich zu Besuch bei Anne aus Cloppenburg. Sie lebt seit vielen Jahren in Neuseeland, hat hier geheiratet und ist mit Mann und drei kleinen Rabauken nahe Cambridge. Wir plaudern über alte und aktuelle Zeiten, schneide den Rasen mit Hightech-Hydraulik-Raketen-Aufsitzmäher; noch viel kurzweiligere Begegnung.
Kurz danach wird die offizielle Route verlassen, um die Coromandel-Halbinsel zu erkunden.
Großartig ist der “Hot Water Beach” an der Ostküste. Bei Ebbe wird am Stück vom Strand freigegeben, wo siedend heißes Wasser an der Oberfläche austritt; man schnappt sich eine Schaufel, buddelt ein Pool das sich langsam mit heißen und kalten Grundwasser füllt. Riesen Spaß, wenn man dort drin rumdümpelt und in Bereiche mit brühendem Wasser kommt. Lerne dort zwei Südamerikaner kennen, begegnen uns später auf dem Earth Beat Festival noch einmal.
Einer der schönsten Strände Neuseelands ist fur mich Cathedral Cove, zwei weiße Sandstrände mit imposanten Felsformationen; an einer Stelle vom Wasser ausgearbeitet zu einer 10 m hohen und 30 m langen Gewölbehalle, die die beiden Strände verbindet. (Bilder vom 18.2.)
Letztendlich kommen bis kurz vor Auckland 1.280 km zusammen, bei gut zwei Monaten ein satter Tagesschnitt von 20 km, Pausen eingerechnet😊
Entscheide in Auckland die Tour Richtung Norden zu unterbrechen, mir ist wieder nach Freiwilligenarbeit.
10 Tage im Vipassana Meditationscenter gefolgt vom anstrengend-schönen Earth Beat Festival mit sehr guter Livemusik, vielen Vorträgen und Workshops in mystischer Landschaft auf Maori-Gebiet gelegen, die das Festival mit einer Zeremonie eröffnen und einer beeindruckenden Rede von Mataora zu “Zero Waste” beenden. Bedanke mich bei ihm dafür am nächsten Tag und unterhalten uns eine Weile.
Kurz darauf zieht es mich auf die Insel Waiheke, eine Fährstunde vor Auckland gelegen. Es gibt eine bunte Mischung von Leuten mit viel Geld, die per Helikopter auf die Weingüter zum Kaffeetrinken oder Abendessen am Wochenende kommen; die Grundstücks- und Immobilienpreise sind hier höher als in Auckland. Jedoch auch Menschen, die eine Unterkunft für 250 € pro Monat mieten, viele Künstler und positiv denkende, alternativ orientierte Menschen wie letztes Jahr in der Golden Bay.
Vorab beantrage ich noch ein saisonales Arbeitsvisum, es werden dringend Erntehelfer gesucht. Obst wird sonst von internationalen Rucksacktouristen und Menschen aus der Südsee gepflückt. Äpfel, Kiwis, Weintrauben, Avocados und Oliven sind reif.
In meinem Fall ergibt sich die Hilfe bei der Olivenernte, gut 140 Bäume einer älteren Dame. Es sind ca 15 Leute dort, die paar Stunden am Tag machen Spaß und gehen leicht von der Hand; unter den Bäumen wird ein Netz ausgelegt und die biologisch angebauten Oliven mit einer kleinen Kunststoffhacke per Hand abgebürstet. Zwei Tonnen insgesamt ergeben rund 1.000 Liter Olivenöl, frisch nach der Ernte auf der Insel gepresst. Zwischendurch wird zur Brotzeit auf dem feudalen Anwesen eingeladen und ein wenig Geld gibt es auch. Werde wohl nach Waiheke zurückkommen, eventuell ergibt sich die Möglichkeit, Segeln zu lernen; auch einige Freunde sind dort und die restlichen Oliven werden geerntet.
Kleiner Ausblick: Australien hat gerade seine Grenze für Reisenden aus NZ geöffnet, gefühlt werden bald einige Südseeinseln folgen. Falls mir Segeln zusagt, ist auch die Anreise per Yacht dorthin grundsätzlich denkbar.
Wenn es auch nicht allen bewußt ist: Ich bin nach wie vor auf Radweltreise und werde die Tour fortsetzen, wann auch immer das sein wird.
Habt einen schönen Frühling auf der anderen Seite der Erdkugel, hier verfärben sich die Blätter langsam bunt, der Herbst hält Einzug.
Herzlichst, Euer Mark
Log vom 23.12.20: Am späten Nachmittag legt die Fähre in Wellington an; es ist Ende Oktober. Die Hauptstadt hält einen speziellen Willkommensgruß bereit: Es stürmt. Offensichtlich nichts Ungewöhnliches für das selbsternannte ‘Coolest little capital in the world’.
Die dreieinhalb Stunden-Überfahrt durch die malerische Fjordlandschaft der Marlborough Sounds ist dennoch angenehm ruhig.
Aus den anfänglich angepeilten 3 Monaten Neuseeland sind letztendlich ganz und gar nicht zu lange 9 Monate Aufenthalt allein auf der Südinsel geworden. Damit löst Neuseeland Indien (8 Monate) beim bisher längsten Aufenthalt in einem Land ab, und das ohne dreimalige Aus- und Wiedereinreise.
Wie lässt sich die Zeit auf der Südinsel zusammenfassen? Allem voran ist es die intensive Erfahrung der Landschaft, Natur und Tierwelt. Die Insel hat zwar in den letzten 200 Jahren durch die intensive Landwirtschaft einen Großteil des alten Waldbestandes verloren, dennoch ist die prägende Landschaftsbild grün. Bei einer Einwohnerzahl von nur 5 Millionen leben 19 Menschen auf einem Quadratkilometer. Molesworth Station ist mit 180.000 ha der größte Bauernhof von NZ.
Die Frage, welche Region letztendlich am schönsten ist, läss sich ganz einfach beantworten: ALLES! Die kilometerlangen sonnige Sandstrände der Golden Bay im Norden, die Radtour von Christchurch entlang der schneebedeckten Bergwelt der Southern Alps mit den Gletschern vom Mt. Cook, die Kombination von Seen- und alpiner Berglandschaft bei Queenstown und das magische Fiordland im Süden. Oder in der Meeresbrandung der Westküstensandstrände zu stehen und in nur 40 km Entfernung den höchsten Berg des Landes in weißer Pracht zu sehen; Neuseeland hat schon seit den Zeiten der ersten europäischen Besiedelung ca. 1850 viele Landschaftsmaler begeistert. Für mich ist letztendlich die Erfahrung der Tierwelt am beeindruckendsten. Kleine Hector-Delfine in Strandnähe, mit denen man sogar zusammen schwimmen kann, die vor der Kamera posierede Vogelwelt auf der Stewart Island; Pinguine zu beobachten, wie sie zur Abenddämmerung nach langem Tag im Meer vom Fischen zurückkommen, um den Nachwuchs zu füttern,; am Strand durch eine Kolonie von Seelöwen und Robben zu spazieren um sie aus 10 m Entfernung bei ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten; Albatrosse im Flug zu sehen, wie sie in 5 m Nähe an der Beobachtungsplattform vorbeigleiten und mit Delfinen Seite an Seite durch den Milford Sound zu paddeln; weit vor der Küste Kaikouras aus allernächster Nähe einen Pottwal zu beobachten, wie er minutenlang verschnauft und Sauerstoff tankt um dann auf 1.500 m für eine Stunde mit weit erhobener Schwanzflosse abtaucht. All das macht Neuseeland so abwechslungsreich und einzigartig. Okee, wer einen warmen Badeurlaub bevorzugt, hält sich besser bei dennoch frischen Wassertemperaturen im Sommer in der Hawke’s Bay der Nordinsel auf, wo ist vor kurzem schon einen 30°C-Tag gab. Insgesamt zeigt sich der Sommer derzeit noch eher mild-regenreich zurück.
Übrigens sind die Würfel für den nächsten Reiseabschnitt gefallen: Ein Pony um damit zu Wandern ist bei aller Mühe nicht aufgetaucht, vielleicht eignet sich auch bei den vielen Nationalparks und vermeintlich weiteren Herausforderungen auf den Wanderwegen z. B. die Mongolei dafür besser. Letztendlich werde ich wieder auf’s Rad steigen und auf der Route der Tour Aotearoa Richtung Auckland fahren; ein Teilabschnitt des 3000 km langen Radwegs, der sich über beide Inseln erstreckt. Ausserdem gibt es ein konkretes Bestreben, im März die zu Neuseeland gehörige Cook Insel und danach weitere Inseln im Südpazifik sowie Australien ganz regulär wieder zu öffnen, wenn man von hier aus einreist. Werde ganz entspannt schauen, wie sich die Sache entwickelt.
Euch wünsche ich nun trotz allem ein gesegnetes Weihnachtsfest. Hier kommt wie schon die Male zuvor wegen der milden Temperaturen und langen Tage keine Weihnachtsstimmung auf.
Herzlichst, Euer Mark
http://www.touraotearoa.nz/p/home.html?m=1
Log vom 20.7.20: Weiterhin alles prima in Neuseeland.
Hab jetzt noch einmal genauer hingeschaut, für Menschen die langfristige Perspektiven mögen: Kann bis Februar 2022 hier bleiben, auch auf der Immigrations-Seite ist zu lesen, Aufenthalt mit einem elektronischen NZeTA Visa bis zu zwei Jahre. Nun lässt sich ganz entspannt wie bisher der Plan weiterverfolgen, die Tour in Kalifornien/Mexiko fortzusetzen. Würde liebend gerne über diese Grenze fahren. Grenzübergänge haben so etwas herrlich surreales, allen voran die Wagah-Border zwischen Pakistan und Indien mit der absurden täglichen “Säbelrasseln-Zeremonie”. Werde auch die Möglichkeit verfolgen, von Auckland in die Südsee zu segeln. Es wird gemunkelt, dass einige Inseln eventuell ihre Grenzen öffnen, wenn man von Neuseeland anreist. Eine weiteres Tor, was sich auftun könnte.
Das Reisen mit dem Auto ist halbwegs verträglich, den zahlreichen Aktivitäten zwischendurch gedankt, auch wenn das Empfinden generell meilenweit von einer Fahrradweltreise entfernt ist. So ist es jetzt nunmal.
Bin gerade auf der Suche nach einem gebrauchten Kayak, um die Aktivitäten neben Wandern, Radfahren und Spa 🙂 noch etwas zu erweitern. Hab ja einiges gezeigt auf der Karte in Wort und Bild. Werde versuchen, den Doubtful Sound zu paddeln, ist weniger touristisch als der Nachbar Milford.
Auch die Nordinsel noch zu besuchen wäre denkbar. Schon lange schwebte mir vor, mit einem Pferd Wandern zu gehen, man stelle sich das Bild vor: Das Fahrrad hängt an einer Seite, das Kayak auf der anderen und oben auf das restliche Gepäck. Grünes Gras und Wasser gibt es im Überfluss.
In die Antarktis zu kommen ist derzeit übrigens fast ausgeschlossen, die Forschungsaktivitäten sind im Winter auf ein Minimum reduziert, die Sonne geht dort überhaupt nicht auf.
Soweit die wesentlichen Neuigkeiten.
Euch einen schönen Sommer.
Mit allerbesten Grüßen
Mark
Log vom 14.5.20: “Schon wälzen schnelle Räder rasselnd sich und tragen
Dich von dem unbedau’rten Ort,
Und angekettet fest an deinem Wagen
Die Freude mit dir fort.”
Nicht viele könnten es vermutlich schöner beschreiben als Johann Wolfgang von Goethe. “Wagen” trifft tatsächlich zu, hab vor ein paar Tagen ein Auto gekauft. Die Temperaturen fallen, es bräuchte jetzt kurz vor dem Winter einfach mehr Ausrüstung, das Mehrgewicht möchte ich dem Knie bergauf derzeit noch nicht zumuten, so gut es auch ist. Freies Reisen innerhalb des Landes ist ab heute wieder erlaubt, werde noch ein paar Tage die 80 km lange Goldene Bucht erkunde, dann geht es über Nelson diesmal an der Westküste Richtung Süden, zwei Gletscher, Wanaka und Queenstown und viel Natur stehen auf dem Programm. Werde mich durch Tagestouren und Wandern fit halten und schauen, was sich zwischendurch ergibt, Volontieren ist nach wie vor eine Idee. Hab’s wie oft nicht besonders eilig, das Land zu verlassen, bevor es zurück nach Australien geht, um das Gespann zurück nach Deutschland zu schicken. Mount Cook Village in weißer Pracht zum Schneeschuhwandern wiederzusehen, wäre schon klasse.
Mit allerbesten Grüßen, Mark
Log vom 22.4.20: Es ist weiterhin alles bestens auf dem Campingplatz in der Golden Bay.
Stufe 4 ist bis zum 27.4.20 verlängert, ab 28.4. befindet sich Neuseeland dann für 2 Wochen in Stufe 3. Nach derzeitiger Lage wird das Reisen innerhalb des Landes ab dem 11.5.20 wieder erlaubt sein.
Eine Bildgalerie ist in Erstellung, Kommentare folgen.
Bis dahin alles Liebe,
Mit allerbesten Grüßen, Mark
Log vom 14.4.20: Der Herbst hat Einzug gehalten; offizieller Winterbeginn ist am 21. Juni in Neuseeland.
Wie sieht das Leben aus auf dem Campingplatz in der Golden Bay? Wir sind eine Gruppe von 10 Reisenden, vier Einheimische, drei US-Amerikaner und drei Europäer. Es gibt ein Gebäude mit großer Küche und Aufenthaltsraum, ein weiteres mit sanitären Anlagen. Die Kosten sind von offizieller Seite übernommen, mit großem Dank an den Staat. Zwei Campingbusse, die anderen sind mit oder ohne Auto und Zelt unterwegs. Der Platz liegt direkt am drei Kilometer langen Sandstrand, nachts hört man das Meer branden. Baden jedoch bei ca. 10 Grad Wassertemperatur nicht jedermanns Sache, die Antarktis ist nicht weit. Fühl mich sehr wohl, die Mobilität ist als Radfahrer ist bis auf das untersagte Reisen annähernd nicht eingeschränkt. Fahre hin und wieder zum 10 km entfernten Supermarkt oder zu den zahlreichen Hofläden um frisches Gemüse einzukaufen. Besuchen darf man niemanden. Apfel-, Birnen- und Feijoa-Bäume (mein neuer Favorit aus Südamerika) bietet die Natur. Bin per Rad und zu Fuß hoch auf 700 Höhenmeter, mit weitem Blick über die sichelförmige Bucht; in ca 45 km lässt sich entfernt am äußersten Ende der Leuchtturm erahnen. Offiziell geht der Lockdown noch bis zum 22. April. Mehr ist nicht bekannt und völlig ausreichend, ich lebe ohne Zeit “nur” den Tag. Hat eine Weile gedauert und Übung gebraucht, klappt jedoch mittlerweile sehr gut. Täglich Yoga, Meditation und Qi Gong tragen dazu bei.
Neuseeland ist schon ab Osttimor als Test gedacht, ob das Reisen per Mountainbike und jetzt nur 15 kg Gepäck zusagt und ob’s für’s Knie okay ist. Das Resultat ist in beiden Fällen positiv. Schon auf den Jakobswegen bin ich mit kleinem, nur 2,5 kg leichten Rucksack unterwegs. Die Wahl der Elektrounterstützung ist von Anfang an gedacht, um das Knie zu unterstützen und zu heilen. Nach nunmehr 40.000 km ist es soweit erholt, dass eine E- Unterstützung nicht mehr zwingend erforderlich ist. Jetzt ist die Zeit für eine Veränderung offensichtlich gekommen und ich weiß die neue Freiheit schon jetzt nach gut 1.000 km hier in NZ zu schätzen. Damit hat sich auch die Sponsorsuche erledigt, bin eh bisher noch nicht wirklich damit angefangen. Würde gerne noch ein wenig Zeit in Neuseeland verbringen; wäre schön, Mount Cook Village auf 700 m bald im Schnee zu erleben, dort hat es mir vorab schon gut gefallen. Werde auch zu versuchen, in der Antarktis zu voluntieren. Die Forschungsstation wird von Christchurch aus geleitet , dort werde ich vorsprechen.
Dei Idee ist nach wie vor, die Tour in Südamerika fortzusetzen. Werde versuchen irgendwann demnächst nach Kalifornien zu kommen und von dort aus über die Landgrenze per Rad nach Mexiko und weiter fahren.
Containerschiff, Segelboot, voluntieren auf einem Kreuzfahrtschiff oder letztendlich fliegen oder eine Kombination daraus sind die Optionen. Wahrscheinlich von Australien aus, dort werde ich das Patria und den Solaranhänger in Adelaide abholen und per Schiff nach Deutschland versenden. Vermutlich von Sydney aus.
Möchte zu guter Letzt noch ein paar Gedanken teilen:
Ich lese oder verfolge ÜBERHAUPT keine Medien zu aktuellen Themen. Es würde nur belastet. Wenn jemand über die derzeitige Situation negativ spricht, gleich einlenken und positive Beispiele nennen. Mache ich generell schon seit längerem. Funktioniert und macht mich und andere glücklich.
JEDER wird letztendlich von Berichterstattungen beeinflusst. Und zum überwiegenden Anteil seit langem bereits nicht positiv, auch falls es nur im Unterbewusstsein abgespeichert wird. Man braucht ganz sicher diese Informationen für’s tägliche Leben nicht. Im Gegenteil, es lebt sich gedanklich unbeschwerter und feier ohne sie. Und es ist ja freigestellt, ohne Fernseher und Internet zu leben. Wenn man zu den ganz unsicheren Menschen gehört, kann man ansonsten zum Beispiel jemanden, der die Sache sehr entspannt und mit Abstand betrachtet bitten, zu berichten, falls es entscheidende Änderungen von der Regierung gibt. Eine Situation ereignet sich z.b. im Bus von Christchurch nach Nelson; der Busfahrer informiert per Mikro über die aktuelle Situation und die Vorgaben der Regierung für den Lockdown, inklusive der Konsequenzen bei Nichtbefolgung. Ich rufe nach vorne, dass es als Busfahrer nicht zu seinen Aufgaben gehört. Er akzeptiert es und sieht es ein.
Die Situation ist nicht schön, es kommen jedoch auch wieder bessere Zeiten, ganz bestimmt. Übrigens: Wie die kluge brasilianische Yogalehrerin in Thailand schon sagte: “Jedes erstmal nicht gute Ergebnis lässt sich zu 100 % ins Positive wandeln”. Kann man anfangs schwer glauben, funktioniert jedoch tatsächlich, probiert’s aus! Ich sehe derzeit vor allem mehr Liebenswürdigkei, Freundlichkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Z.b. nutzt jemand die Gelegenheit, sein Haus aufzuräumen und bringt frisch gewaschene Decken und Bettzeug zum Campingplatz. Ein Daunenoberbett wärmt jetzt in den kühler werdenden Nächten. Einen Tag zuvor denk ich noch, irgendwie nicht wirklich komfortabel, mit der dicken Jacke zu schlafen… ?
Solange die Sonne auch morgen noch aufgeht, werde ich mit einem Lächeln aufstehen.
In diesem Sinne, gehabt Euch wohl, mit österlichen Grüßen, Mark
Blick beim Aufwachen. Nach wie vor gefällt diese Art der Beherbergung, vielleicht auch wegen der Aussichten am Morgen und des Sternenhimmels vor dem Einschlafen. Draußen ist der Schlaf dazu tiefer.
Bedeutet jedoch nicht, nichts zu hinterfragen.
Log vom 29.3.20: “Zu Hause bleiben”, das ist seit 4 Tagen die Vorgabe von Premierministerin Jacinda Ardern.
Neuseeland hat einen vierstufigen Aktionsplan beschlossen, Stufe 4 ist die oben genannte Maßnahme. Bei Stufe 3 setze ich mich in Te Anau auf’s Rad Richtung Queenstown, die Nebenstraße endet nach geplanten zwei Tagen an einer Fähre über einen See in die Stadt. Am ersten Tag beim Stop auf einem Bauernhof kommt der Gedanke: “Warum nicht mal bei der Fähre anrufen und fragen, ob sie noch in Betrieb ist.” Die etwas verwunderte Antwort der netten Dame: Wir haben den Betrieb heute um 12 Uhr für 4 Wochen eingestellt, haben sie nicht gehört, was los ist?
Am Mittag wurde Stufe 4 bekannt gegeben. Ja, dass diese Maßnahme kommten wird, ist mir durchaus bewusst, meine Vermutung war jedoch, dass man ca. eine Woche Zeit hat einen Platz zu finden. Okay, dann sind es halt noch genau 57 Stunden bis zu Stufe 4, um das angedachte Ziel Takaka ganz im Norden der Südinsel zu erreichen; schlappe 1.200 km. Kurzum: Insgesamt vier verschiedene Busse, 5 mal per Anhalter und 40 km mit dem Rad sind es. Zwei Stunden vor Inkrafttreten der neuen Regelung erreiche ich um 22 Uhr die “Golden Bay”. Würde jetzt nicht sagen, dass ich von Anfang an sicher war, in der schon recht kurzen Zeit hier zukommen, hab es eher als Wunsch formuliert, und Wünsche gehen ja meistens in Erfüllung. Es ist schon seit längerem die Idee, hier mehr oder weniger zum Schluss der NZ-Tour aufgrund der von vielen geliebten Sonnenstunden zu verweilen.
Komme erstmal in einem günstigen Zimmer unter; mal schauen, ob sich noch ein Platz zum Volontieren finden lässt, bin mir nicht ganz sicher, ob ein Standortwechsel innerhalb der Golden Bay bei Stufe 4 erlaubt ist. Das Beste wird sein, bei der Polizei mal nachzufragen, um für alle Beteiligten Klarheit zu schaffen. Wann darf mit dem Auto zum Supermarkt, zur Bank und zur Apotheke bzw. in der Nähe der Unterkunft Spazierengehen oder Radfahren bzw. Übungen und sich an der Natur erfreuen.
Mir gefällt die ruhige Zeit ausgesprochen gut, hab seit Darwin eigentlich nicht mehr länger Pause gemacht. Die Idee ist einmal Seife und Sojajoghurt selber herzustellen, ein neues Buch anzufangen und den zweiten Holzlöffel zu schnitzen, der letzte aus Laos ist schon vor längerer Zeit verlustig gegangen.
Versucht das Beste aus der Situation zu machen. Mit allerbesten Grüßen, Mark
Log vom 22.3.20: Mir geht es sehr gut.
Möchte aufgrund der aktuellen Lage die Beiträge in gewohnter Form für eine Weile pausiere. In Neuseeland ist die Situation der Zeit noch weitgehend normal, es gibt kaum Einschränkungen das Reisen ist weiterhin erlaubt.
Werde ab morgen zwei Tage mit dem Rad auf Nebenstrassen nach Queenstown fahren, von dort weiter über Wanaka die Westküste hoch nach Takaka, um dort an der Golden Bay zu volontieren. Wenn Reiseeinschränkungen angekündigt werden, verstärkt per Bus und Anhalter. Werde die Karte mit den Übernachtungsplätze weiterhin aktuell halten und dort je nachdem Infos weitergeben.
Die Welt rückt näher zusammen und wird liebevoller, ist mein Eindruck zur Zeit.
Alles Liebe, Mark
Log vom 26.2.20: “Willkommen auf der schönsten Insel der Welt”. Klasse Empfang gleich am Flughafen Christchurch von einem Deutschen, der hier schon länger lebt. Bei der Betrachtung des Bildes, dass sich aus den Eindrücken der letzten zwei Wochen zusammensetzt lässt sich schon vermuten, dass er mit der These gar nicht so verdammt weiterleben liegt. Erlebe nach der Ankunft einen traumhaften Sonntag bei blauem Himmel in der Hauptstadt Canterburys. Am Vormittag kommt der Gedanke auf: “Moment, irgendetwas scheint hier nicht zustimmen”. Die Gesichtshaut fängt an zu spannen, greife flux zum Sonnenhut. Offensichtlich ist die UV-Strahlung noch intensiver als in Australien, das Ozonloch scheint in den letzten vier Jahren von dort weiter gewandert zu sein. Verbringe einen Großteil im Botanischen Garten, dort gibt es am Nachmittag gute Rockmusik der jungen Band “Butlers” aus der Nähe; Hunderte Leute allen Alters sind dabei und picknicken auf der großen Rasenfläche des “Archery Parks”.
Verbringe jetzt schon fast eine Woche am höchsten Berg Neuseelands. Ein Ruhe- gefolgt von zwei Regentagen hemmen die Wander-Aktivitäten. Dann geht’s zum Tasman-Gletscher. Die Aussicht, die sich dort bietet, stimmt eher nachdenklich. Was sich schon in Nepal angedeutet hat, ist hier wesentlich intensiver zu sehen und zusätzlich durch bebilderte Infotafeln nachdrücklich dokumentiert. Über dem aktuellen Aussichtspunkt mit Blick auf den heutigen Gletscher z.b. befand sich vor nur 130 Jahren noch eine 50 m dicke Eisschicht, jetzt gibt es 100 m unterhalb ein Schmelzwassersee, der stetig wächst. Zwar mit 24 km noch der längste Gletscher des Landes, schmilzt die Länge jährlich um ca. 600 m. Auch durch annähernd vegane Ernährung und sehr reduzierten und bedachten Konsum trage ich zum CO2 Ausstoß bei damit leider Teil dieser Entwicklung.
Bin übrigens mit dem Mountainbike und ca 15 kg Gepäck unterwegs. Treffe Mark schon im Hostel in Dili, Osttimor, ein Australier der in der Nähe von Sydney in den Weinbergen Fahrräder vermietet. Wir plaudern auch über Neuseeland und ich erwähne, dass es Klasse wäre, dort auf den Trails mit einem Mountainbike unterwegs zu sein. Nach kurzer Überlegung sagt er: “Ja, ich habe einen Mountainbike, jemand hat es mir gegeben, wollte es schon verkaufen, du kannst es haben.” Gerade einmal neue Reifen aufgezogen, die Bremsen repariert und Gepäckträge sowie selbstgebauten Halter für die Yogamatte vorne montiert, den hat einen Wormshowers-Gastgeber in Australian übrig.
Los geht es auf dem Fernradweg “Christchurch to Alps”, der sehr abwechslungsreich verläuft; zunächst eine Übernachtung am Strand im Süden, dann wird es hügelig mit kleinen Dörfern und Bioladen, in dem es genauso angenehm duftet, wie im selbstgeführten Kernbeißerladen in Braunschweig. Bekomme ein Brot geschenkt und werde zum Tee eingeladen, klasse Auftakt.
Weiter geht es an teils weniger und mehr befahrenen Landstraßen entlang zwischendurch auch 60 km an einem Kanal entlang, nur für Wanderer und Radfahrer freigegeben mit weitem Bergpanorama auf der rechten Seite.
Ab heute geht es weiter mehr oder weniger Zickzack Richtung Stewart Island und dann auf dem Rückweg über Queenstown, Wanaka und an der Westküste gen Norden.
Neuseeland macht Laune und scheint nach Nepal mein zweites Lieblingsland zu werden?
Cycle Trails der Südinsel.
Weitere Bilder folgen.
Mit allerbesten Grüßen von “der schönsten Insel der Welt”,
Mark
Log vom 8.2.20: Bin im Flughafen Sydney, es ist gerade “Boarding”.
Letztendlich läuft alles gut in Canberra, die Sachbearbeiterin der Deutschen Botschaft hat zwar zwei Tage frei, daher dauert die Ausstellung ein wenig länger. So ist viel Zeit für die letzten Vorbereitungen, Leben an der langen Leine. Die Schönheiten von Canberra sind offensichtlich sehr versteckt, die Stadt ist für viele Liebe auf den zweiten Blick. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde entschieden, eine gemeinsame Hauptstadt für die bis dahin selbstverwalteten Einzelstaaten zu Gründen. Es hat eine internationale Ausschreibung zu Stadtplanung gegeben, alles ist daher sehr wohl geplant, sauber, übersichtlich und geordnet. Leben in der Retorte.
Mit allerbesten Grüßen aus Sydney, Mark
Log vom 2.2.20: Was ist neu: Bildgalerie unten ist aktualisiert.
Mit allerbesten Grüßen aus Canberra, Mark
Log vom 31.1.20: Die Unterlagen sind bei der deutschen Botschaft eingereicht, Anfang nächster Woche sollte ein vorläufiger Reisepass, der zur Einreise nach Neuseeland berechtigt, fertig sein. Derweil erlebe ich dabei die Stadt und ihre Menschen und erledige die letzten Einkäufe/Vorbereitung für Neuseeland. Reifen, Bremsbeläge und Optimierung der Taschenbefestigung. Auch die Suche nach einem neuen Antriebshersteller läuft parallel auf Sparflamme an.
Mit allerbesten Grüßen aus Canberra, Mark
Log vom 29.1.20: Bin im Bus nach Canberra. Gestern beim Einchecken in Sydney erlaubt die vom Schalterpersonal komtaktierte NZ Immigration nicht zu fliegen; sind dazu angehalten, Auffälligkeiten mitzuteilen. Der Pass war zwischenzeitlich dreimal durchnässt und sieht nicht mehr ganz so schick aus, ist offensichtlich nicht so ganz im Sinne der Bürokratie, auch ein freundlicher Versuch heute bei der neuseeländische Botschaft noch etwas zurechtzurücken bleibt erfolglos, ein neuer Reisepass ist erforderlich. Frühestmöglicher Vorstellungstermin beim Konsulat in Sydney ist der 19.2.2020, in Canberra bei der Botschaft geht es morgen. Mal schauen wie sich die Dinge entwickeln, die Idee ist aus der Hauptstadt nach Christchurch zu fliegen oder gleich ein Schiff nach Südamerika zu finden, es gibt zwei Kontakte für Kontainerschiffe. Auch die Vorstellung auf Kreuzfahrtschiffen eines Anbeiters zu arbeiten um nach Kalifornien/Mexiko zu kommen, ist interessant; ein halbes Jahr ist dabei wohl Minimum.
Mit entspannten Grüßen, Mark
Log vom 27.1.20: Was ist neu:
Bildgalerie unten eingefügt. Beschriftungen und Reihenfolge offen.
Neues Interview unter “Presse”. Anfrage kam aus der Redaktion; hat übrigens Laune gemacht und 100 € gab’s obendrein.
Mit allerbesten Grüßen aus Sydney, Mark
Log vom 23.1.20: Ansich ist alles Kopfsache, auch Radfahren. Okay, körperlich einigermaßen beieinander zu sein hilft, ist jedoch nicht das Wichtigste. Was lehrt mich der Stuart Highway?
Jede Kurbelumdrehung so zu treten, dass man ohne Pause die komplette Tagesetappe beenden könnte.
Trifft speziell bei Temperaturen über 40 Grad zu und wenn man vor hat, länger als ein bis zwei Wochen unterwegs zu sein. Mit der Einstellung lässt sich entspannt fahren und man fällt nicht gleich bei jedem Stopp vor Erschöpfung vom Rad. Wird mir jedoch erst so ganz auf der zweiten Hälfte ab Alice Springs bewusst. Eine Herausforderung bleibt es dennoch, auf einem Abschnitt gibt es 250 km kein Haus, kein Brunnen, kein Wassertank, gar nichts. Verteile 35 l Wasser auf Rad und Anhänger, soweit das Gespann einmal auf Fahrt ist, lässt es sich ganz gewöhnlich fortbewegen, speziell beim Anhalten ist jedoch Vorsicht geboten. Am zweiten Tag sind durch starken Gegenwind und wenig Sonne nach 35 km am Nachmittag die Batterien fast leer; daher ist es eigentlich ausgeschlossen, das von dort 125 km weit entfernte Roadhouse am Folgetag zu erreichen. Nach gut einer Stunde am Straßenrand gestikulierend hält eine Familie mit Pickup an und ist spontan bereit, zu helfen. Anderthalb Stunden später ist das Etappenziel erreicht.
Die weltweite Wetterveränderung ist auch hier präsent, von einem Tag auf den anderen dreht sich die Windrichtung um 180 Grad auf Süd, die Temperaturen fallen von 44 auf 14 Grad, ein Regentag folgt; halb so schlimm, wollte eh Pause machen. Nach gut 2.700 km ist für mich Schluss mit dem Stuart Highway, insgesamt eine Klasse und sehr spezielle Erfahrung der bisherigen Tour, reicht dann jedoch auch. Kurz hinter Port Augusta geht rauf auf die Hochebene Flinders Range, kleine Ortschaften mit Architektur und Cafés wie vor hundert Jahren und Klasse Leuten, das Landschaftsbild ähnelt dem der geschwungenen Mittelgebirge zum Sommerende mit weiten Blick über Stoppelfelder. Ab Claire geht es auf der stillgelegten Bahntrasse “Riesling Trail” durch Weinberge, lege eine Mittagspause in der Parkanlage des Weinguts Peter Lehmann ein und bekomme gleich ein Glas Rotwein angeboten; viele Gäste sind an der Tour interessiert. Bis Adelaide ist es jetzt nur noch ein Katzensprung, lasse gemütlich ausrollen mit vielen Pausen und kurzen Tagesetappen. Der “Empfang” der Metropole ist grandios, 20 km vor der Innenstadt biegt ein Radweg von der “Gorge Road” ab, über die in den nächsten Tagen eine Etappe der Tour Down Under führt. Entlang des Bachlaufs des Torres geht es (selbstverständlich) an Stadtvillen vorbei durch parkähnliche Anlagen bis in die Innenstadt zur Uni und zum Botanischen Garten; weiter am Fluss entlang würde man nach 13 km das Meer erreichen.
Adelaide ist ein Dorf, obwohl eine Million Menschen dort leben. Die Innenstadt hat hat kaum Hochhäuser und wenig Autoverkehr, die Stadt erstreckt sich über ca. 40 km, viele Leben in Vororten. Komme bei Klasse Leuten unter und wir schauen uns die Teamvorstellung der Downunder Tour mit anschließendem Live-Konzert an. Das Auftaktrennen in der Stadt wird verpasst, da sich an dem Tag Rad, Anhänger und ein Großteil der Ausrüstung 20 km weit entfernt für die nächsten vier Monate unterbringen lässt.
Vor längerem hatte ich einen Flug von Sydney nach Christchurch gebucht, werde drei Monate ab Februar vermutlich nur auf der Südinsel verbringen. Scheint die beste Reisezeit zu sein und das turbulente Wetter hat sich beruhigt, der Jahresurlaub der Kiwis im Januar ist vorüber, auf Straßen und Wanderrouten wird es etwas überschaulicher. Der Sommer klingt langsam aus und es ist oftmals noch angenehm warm. Werde mit Mountainbike und leichtem Gepäck auf den zahlreichen Trails unterwegs sein, Priorität hat Wandern, Kajakfahren und vermutlich am Schluss Volontieren. Der Gastgeber hier in Cessnock, den ich in Dili im Hostel kennenlerne, bietet für die Zeit ein Rad an. Mal schauen wie es sich so ohne Elektroantrieb leben lässt. Bin gerade mit den Vorbereitungen beschäftigt und schaue mir vielleicht noch zwei Tage Sydney an, bevor es zum Flughafen geht.
Übrigens gibt es seit der Zeit in Australien auf der Route kein einziges aktives oder erloschenes Buschfeuer, nur einmal sind es im Supermarkt die Avocados aus, offensichtlich wegen abgeschnittener Transportwege. Auch langfristige Auswirkungen scheint es zu geben: Auf der Känguru-Insel sind auch für’s Festland wichtige Bienenbestände mit den bekannten Folgen dem Brand zum Opfer gefallen. Obst kann aus Schutzgründen vom nahen Südostasien nicht importiert werden, Australien ist weitgehend schädlingsfrei.
Gehabt Euch wohl lhr Lieben, einige Bilder folgen.
Mit allerbesten Grüßen, Mark
Log vom 2.1.20: Noch 850 km sind es bis Adelaide. Nach 4 Tagen Coober Pedy geht’s morgen zurück auf den Stuart Highway.
Die Flüssigkeitsaufnahme liegt bei Temperaturen weiterhin über 40 Grad bei mehr als 10 Liter pro Tag, ein Liter pro Stunde beim Radfahren. Dann fühlt sich der Körper halbwegs ausgeglichen an; ein Trinkschlauch der zur Flasche führt, ist seit Alice Springs griffbereit am Lenker befestigt, erleichtert das viele Trinken sehr. Die Etappenlänge bleiben erträglich, bei den beiden Übernachtungen auf Rastplätzen ohne Wasser sind 26 l Wasser auf dem Gespann verteilt, 18 zum Trinken und 8 für Sonstiges. Schon recht komfortabel Duschen lässt sich mit schon einem Liter aus dem tropfenweise geöffneten Wassersack, mit Haarewaschen sind es 2 Liter. Von Coober Pedy Richtung Süden gibt es jetzt drei Tagesetappen ohne Wasserstelle, werde noch etwas mehr auf’s Rad packen und wenn es knapp werden sollte am Anhänger hinten eine Pappe mit der Aufschrift “water please” befestigen, die Leute auf dem Stuart sind sehr hilfsbereit und der Verkehr hat etwas zugenommen.
Coober Pedy macht übrigens ab dem ersten Augenblick riesen Laune, die Menschen die erleben sind ausgesprochen sympathisch. Lerne gleich nach Ankunft im öffentlichen Schwimmbad Schweizer kennen, die hier schon länger leben, daraus ergeben sich weitere Kontakte. Viele Europäer, die hier nach unten nach herkommen sind um nach Opal zu suchen, leben noch heute hier, vor etwa 90 Jahren ging es mit dem Opal-Bergbau los. Jetzt ist es eine Mischung aus Tourismus und aktiven Bergleuten. Die Leute die hier wohnen, größte europäische Zuwandergruppe sind Griechen, gehen freundschaftlich miteinander um, die mystischen Goldgräberstimmung und die Abgelegenheit im heißen trocknen Outback tragen sicher dazu bei. Man sitzt gemeinsam im gleichen Boot. 70 % der Wohnungen sind höhlenartig mit schwerem Gerät einige Meter in den Felsen angelegt “Dugout”, überirdisch sowohl als einige auch unterirdisch. Angenehmen kühl allemal. Die Silvesterparty war übrigens nicht unbedingt der Hit, klasse Leute dort, jedoch die Musik vom DJ war nicht mein Fall.
Wünsche euch alles Gute für 2020.
Mit herzlichen Grüßen, Mark
Laden bis zum Sonnenuntergang, hier bei Übernachtung ohne Strom aus der Steckdose.
Das Minen-Gerät nennt sich “Blower”, ist jedoch im Prinzip ein Staubsauger und wird an die Tunnel-Maschine im nächsten Bild angeschlossen, um den Abraum aus einer Tiefe von ca. 25 m nach oben zu befördern. Dort lässt sich für gewöhnlich der begehrte Opal finden.
Sehr heiß ist es am Nachmittag vor der serbischen Kirche, die mit Tunnel-Maschinen aufwendig im Fels angelegt ist.
Log vom 20.12.19: Vier Tage Uluru/Kata Tjuta sind einmalig, der Kontakt zu den Aboriginal und ihrer Kunst eine besondere Erfahrung. Hab am Dorfplatz in Yulara auf einer Feuerstelle im Park davor gekocht, das Essen mit einer indigenen Malerin geteilt, die jeden Tag mit ihrer Schwester und Mutter auf dem Rasen sitzend Bilder malt, mit ihr unterhalten und mit den Kindern gespielt; klasse Leute. Sie bieten später 50 $ an, um auf dem Campingplatz zu übernachten, als ich erzählte, dass 44 $ überzogen erscheint. Bring’s jedoch trotz Dankbarkeit nicht fertig, das Geld anzunehmen.
Die Sache dass man auf den Uluru nicht hoch darf ist schon völlig in Ordnung, d’rum’rum zu wandern ist eh viel schöner, bin extra langsam gegangen mit zahlreichen Pausen, um die zahlreichen indigenen Legenden zu lesen, bin fünf Stunden auf dem 10 km langen Base Walk unterwegs.
Alice Springs macht Laune, es gibt eine belebte Kulturszene; an ersten Samstag hier gibt es Livemusik im begründen Innenhof des Gefängnis Museums und am Sonntag tragen im Park der Telegrafenstation Kinder und junge Leute auf Streichinstrumenten Weihnachtslieder vor, bei über 40 Grad eine ungewöhnliches Erlebnis. Danach gibt es afrikanische Live Musik in einem Club, sehr tanzbar. Geh mit Sam und Fiarrah auf MTB-Tour, die nahere Umgebung bietet eine einzigartige Kulisse mit mondähnlichen Felsformationen, auf einigen 100 km Singletrails kann man das Umland erkunden.
Werde morgen bei ca. 45° Tageshöchstwerten und Etappen ganz sicher unter 100 km weiterfahren, Weihnachten eine Kerze auf dem Stuart Highway anzünden, Sylvester wohl in Coober Pedy feiern und dort nach Opal in der Unterwelt Ausschau halten.
Wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest, kommt gut ins neue Jahr.
Mit allerbesten Grüßen,
Mark
Sonnenuntergang Uluru
Mittag im Outback
An Kata Tjuta
Im Park von Yulara mit Aboriginal Künstlerinnen
100 km Mitfahrgelegenheit von Tennant Creek bis Devil Marbles. Chris fährt 30 Jahre Schwertransporter.
Log vom 2.12.19: “Körperlich anstrengende Tätigkeiten sollten in die- oder Abendstunden verlegt werden”.
Dieser Rat trifft offensichtlich ganz besonders für’s australische Outback zu. Viele Radfahrer zuvor sind hier ausschließlich in der Nacht unterwegs. Nach fünf Tagen ab Darwin wird mir am 1. Ruhetag bewusst, wie mitgenommen der Körper ist, fühle mich schlapp. Nach der Pause geht’s wieder besser, die folgenden zwei Etappen mit 148 und 105 km sind offensichtlich dann doch zu viel. Bei Temperaturen um 45 Grad steigt die Körpertemperatur auf 38.4 an. Herausforderung Outback. Es gibt kaum Rastmöglichkeiten unterwegs, die lichten Bäume am Stassenrand bieten kaum Schatten und der Solarstrom ist nicht ausreichend, um autark unterwegs zu sein, da es morgens und am Nachmittag oft bewölkt ist. Die einzigen Zivilisationsanker mit Strom aus der Steckdose sind Campingplätze oder die sogenannten Roadhouses, daher ergeben sich relativ lange Tagesetappen.
Treffe Sam und Fiarrah auf dem Campingplatz in Elliott, zwei junge Künstler aus Brisbane. Wir haben eine gute Zeit, die Erholung schreitet voran und sie bieten nach zwei Tagen an, mich bis ins 250 km entfernte Tennant Creek mitzunehmen. Richtung Süden fallen die Temperaturen, werde noch einmal nach einer Mitfahrgelegenheit schauen und dann wieder aus Rad steigen, vermeintlich in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag und hoffentlich bei nicht gar so langen Tagesetappen und etwas geringeren Temperaturen.
Mit allerbesten Grüßen,
Mark
Stewart Highway, vielleicht alle 10 – 15 Minuten ein Fahrzeug.
Rastplatz, hier mal mit Wasser und Schatten ?
Bizarre Objekte ca. 100 m abseits der Straße.
Log vom 19.11.19:
Morgen geht’s los.
Die Anreise nach Darwin verläuft problemlos, Mitnahme von Ausrüstung, Anhänger und Rad im Flugzeug ist bestens, lediglich 120 € kostet das Übergepäck per Voranmeldung bei Airnorth. Bei der Einreise wird nur der Fahrradkarton geöffnet, das aufwendige Putzen scheint offensichtlich gut anzukommen. Kurzer und sympathischer Kommentar vom Beamten: “Well done”. Selbst der vorgezeigte Holzlöffel von Bali darf einreißen.
Die Batterien sind am Montag per Containerschiff angekommen. Jason von ANL, Australian National Line, hat sie letztendlich dem Captain in die Hand gedrückt, als persönliche Gegenstände, ohne Zollabwicklung. Auch ein neuer Motor, Bremsen und Federsattelstütze sind angekommen und verbaut.
Die Route war bisher noch offen, werde jetzt Richtung Adelaide über Alice Springs und Uluru fahren. Wird anstrengend werden, 3000 km auf dem Stuart Highway. Hab mich letztendlich doch für die Herausforderung durch’s Zentrum entschieden, die Ostküste scheint zu dicht bewohnt zu sein mit viel Verkehr. Zwischen 32 und 35 Grad sind es am frühen Nachmittag, werde wohl 5 Stunden am Vormittag fahren und dann noch einmal ab 17 Uhr. Der Monsun hat noch nicht richtig begonnen, zum Süden hin ist er für gewöhnlich nicht so intensiv wie hier.
Freue mich nach der langen Pause sehr auf’s Radfahren.
Mit allerbesten Grüßen,
Mark
Geplante Route: Ca. 100.000 km über 5 Kontinente, Zeitlimit: Open End Kartenquelle: Westermann Verlag, Braunschweig http://www.westermanngruppe.de
Statistik
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,0 km/h
Plattfüße:
1. Hauchdünner Draht, Hinterreifen, 31.8.16 2. Durchstich Dorne, Anhänger, 6.10.16 3. Zwei Einstiche im Schlauch, nichts gefunden im Reifen, Hi. 2.11.16 4. Kleines Loch im Schlauch, nichts gefunden im Reifen, Vo. 5.1.17 5. Hauchdünner Draht, Hinterreifen, 8.3.17 6. Dünner Dahtstift 10 mm, Hinterreifen, 21.08.17 7. Hauchdünner Draht, Hinterreifen, 4.9.17 8. Hinterreifen, 23.2.18 9. Dicker Nagel, Hinterreifen, 23.5.18 10. Kleines Loch im Schlauch, nichts gefunden im Reifen, Hi. 11.6.18 11. Platten Hi, 5.7.18 12. Hauchdünner Draht, Vo, 8.7.18 (Zu Beginn: Offener Gaadi Schlauch durchgescheuert, Hinterrad)
Defekte:
1. Ausfall von drei 2 A Ladegeräten: Netzschwankungen können zum Ausfall geführt haben. Go SwissDrive schickt unverzüglich kostenlosen Ersatz. 2. Federsattelstütze Airwings: Kunststoff-Verschlusskappe der Linearführung läßt sich nicht mehr festziehen. Fa. Airwings repariert und wartet kostenlos. Das Kunstoffteil wurde in der Serie mittlerweile auf Alu umgestellt. 27.12.16 3. Hinterreifen getauscht nach 14.000 km. Bei km 9.000 riss die äußere Schicht der Seitenwand im Übergangsbereich zur Felge auf ca. 1 cm ein und weitete sich dann auf ca. 8 cm aus. Habe den Bereich zum Schluss per Hand genäht, was jedoch zum Schlauchdefekt durch den Zwirnfaden führte. Der Defekt kann bei zu geringem Luftdruck mit hoher Beladung auftreten. Montiere den Ersatz-Faltreifen. Schwalbe unterstützt auch weiterhin die Tour, zwei neue Reifen bringen Hergen und Markus nach Sri Lanka mit. Ab jetzt sind zwei Reservereifen (Falt und Draht) an Bord. 4. Lagerdefekt Freilauf: Defekt kann auftreten, wenn die Achsmuttern zu fest angezogen werden. Go SwissDrive schickt unverzüglich kostenlosen Ersatz. 5. Teilausfall Tasten Nahbedienteil: Go SwissDrive schickt unverzüglich kostenlosen Ersatz. 6. Kugelgelenk von Panel-Verstellung im Übergang von Kugel zum Gewinde abgebrochen. “Wer nicht schmiert, bricht gut ab”. 20.5.17 7. Km 17.561: Drehmomentsensor E-Motor liefert ungenaue Werte. Go SwissDrive schickt unverzüglich kostenlosen Ersatz.