Hallo Ihr Lieben, (Bildgalerie ganz unten)
25 Tage Bangladesch sind es dann letztendlich doch geworden, der “Visa-Ausflug” ohne Rad ins Nachbarland. Nepal hatte ich ja intensiv besucht, da liegt es nahe zur Visa-Erneuerung für Indien und Myanmar ein neues Land kennenzulernen. Was sich dann jedoch abspielt, ist (sagen wir Mal) sehr speziell. Es ist der größte kulturelle Unterschied bisher der gesamten Tour. Indien hoch drei.
Dhaka ist eine der am dichtesten Besiedelten Großstädte überhaupt, auf den Strassen sind tausende Fahrrdrikshas zwischen Fussgängern, Bussen, Motorrädern und PKW’s unterwegs. Es fällt gleich auf, das wesentlich schneller und mit weniger Rücksicht als in Indien gefahren wird. Wer hier eine Strasse überqueren möchte, sollte sehr aufmerksam sein, es gibt keine Fussgängerampeln, man hat keine andere Wahl. Der Verkehr ist der Hammer; treffe im Bus einen Bänker, er braucht für 5 km zur Arbeit 1,5 bis 2 Stunden. Ein Weg. Den Vorschlag mit dem Rad zu fahren zieht er ernsthaft in Erwägung.
Komme beim bekannteste Radreisenden Bangladeschs in Dhaka unter. Seine Frau organisiert den ersten Triathlon Bangladeschs mit, an dem ich als Volunteer teilnehme. Alles wunderbar, sie sind den ganzen Tag unterwegs, ich bekomme einen Wohnungsschlüssel, kann den Tagesablauf frei gestalten. Nach einer Woche gehen sie auf für ein paar Tage zu einer Bootstour außenhalb Dhakas die leider im letzten Moment ausgebucht ist und eröffnet eine halbe Stunde vor Abfahrt, dass ich während ihrer Abwesenheit nicht bleiben kann, weil sie selber nur zur Untermiete wohnen und der Eigentümer generell nicht so erbaut ist, dass er ausländische Gäste aufnimmt. Als ich sehr freundlich äußer, dass das jetzt sehr überraschend kommt, bricht es aus ihm heraus, wird ungehalten und sagt im Prinzip, dass “die Deutschen” überhaupt das Allerletzte wären usw. Lerneffekt: Die eigene Sichtweise zu äußern wird als Kritik aufgefasst und ist nicht geduldet. Letztendlich komme ich Nachts um 1 Uhr in einem abgerockten Hotelzimmer für 30 Dollar unter, weil die günstigen Unterkünfte nicht für die Sicherheit der Ausländer garantieren können.
Zwei Tage verbringe ich in einem Dorf bei einem Freund vom Dhaka-Gastgeber. Er zeigt mir das Dorf und die Umgebung, fotographiert und filmt mich unentwegt bei Allem und veröffentlicht ungefragt quasi online in “sozialen Medien”. Nach einiger Zeit äußere ich freundlich die Bitte, vorher zu fragen, das bleibt jedoch wiederholt unbeachtet. Fazit: Wer eingeladen wird, hat keine Privatsphäre und hat die Regeln des Gastgebers bis ins letzte Detail zu befolgen. Ich sage es wie es ist. Als wir später über weitere kulturelle Unterschiede zwischen den Welten sprechen, ist er letztendlich Dankbar. Er hatte zum ersten Mal direkten Kontakt zum einem “Westler” und möchte im Bereich Ökotourismus aktiv werden. Toi Toi Toi.
Bei einer weiteren Tour mit einem anderen Gestgeber über wormshowers.org, wir besuchen eine Ökofarm, Weber und sein Moringa-Projekt (nehme im Prinzip als Gast an einer Dienstreise teil), geht es ähnlich zu. Sehr enger Kontakt und die Regeln des Gastgebers sind unbedigt zu befolgen. Hm, persönlich gehe ich persönlich mit Gästen anders um.
Letztendlich komme ich die letzte Woche in einer 3er WG wieder über wormshowers.org unter, eine australische Radfahrerin lebt und arbeitet in Dhaka, bietet spontan ihr Zimmer an, obwohl sie gar nicht zu Hause ist. Wir sehen uns am Ende eine Stunde. Amazing, danke noch einmal Sarah-Jane, du bist großartig.
Zu guter Letzt kommen ich mit einem Geschenk aus Bangladesch zurück, habe mir Krätze eingefangen. Juckt wie Schwein, ist aber mit Lotion und Salbe gut behandelbar. Leider hatte es nach Gurwahati erst der zweite hier in Kohima diagnostiziert. Jetzt klingt es nach vier Wochen so langsam ab. Freund Michael aus der Heimat fragt, er wüsste gerne, was sonst noch immer so passiert. Ich antworte: “Nüscht, läuft erschreckend gut, nur Bangladesch war die Hölle. Zählt aber nicht, war ja ohne Rad dort.”
Bis zum nächsten Beitrag, gehabt Euch wohl.
Eine geruhsame Vorweihnachtszeit.
Mark
Log vom 23.10.17: Bin nach zwei Busetappen (32 Stunden bis Agartala und 8 Stunden bis Dhaka) am 20.10.2017 in der Hauptstadt Bangladeschs mit 6,7 Millionen Einwohnern angekommen.
Jetzt geht es an die Neu-Beantragung der beiden abgelaufenen Visa für Indien und Myanmar bevor es zurück nach Nagaland/Indien geht, um von dort die Tour Richtung Myanmar fortzusetzen.
Am 27.10.2017 gibt es in der Stadt den ersten Triathlon von Bangladesch, nehme als Volunteer im Orga-Team an der Veranstaltung teil.
Log vom 04.11.17: Bin nach einem Kurzausflug nach Araihazar (Dorfleben) und Sonargaon (historisches Zenturm von Bengalen) zurück in Dhaka.
Der Triathlon war ein voller Erfolg, wir haben dem Radfahern und Läufern an einem Verpflegtungsstand Wasser gereicht.
Das Myanmar-Visum kann ich am Dienstag abholen, danach geht’s zur indischen Botschaft zur nächsten Beantragung.
Was ist neu:
- Beitrag Indien 3 ist online
Log vom 08.11.2017: Hab das neue Myanmar-Visa gestern bekommen, das für Indien soll am 14. fertig sein.
Das Visum für Myanmar war nicht ganz so leicht zu bekommen wie in Kathmandu, auch weil mir ein blöder Fehler passiert ist: Sie wollten wieder ein Flugticket sehen, diesmal habe ich jedoch im Netz ein eigenes Pseudo-Ticket erstellt. Unkonzentrierterweise einen Direktflug von Dhaka nach Yangon, den es in Realität gar nicht gibt. Nur mit Zwischenstop in Bangkok. Ausdruck von Bangkok nach Yangon war als zweites Ticket angehängt. Ist ihm natürlich aufgefallen. (Stornierung eines realen Tickets kostet 50 Dollar).
Ich: Oh, da ist mir wohl ein Fehler unterlaufen bei der Online-Buchung.
Er: Online-Tickets werden nicht akzeptiert, gehen sie zum Reisebüro oder zur Fluggesellschaft.
Beim erneuten Anlauf ist das Pseudo-Ticket vom Reisebüro dann durchgegangen… Hat mir Radkollege Alex per Mail zugeschickt 🙂
Morgen geht es mit Einheimischen auf eine Bio-Farm und zu Webern, die Stoffe auf traditionelle Weise per Hand herstellen. Sie helfen beim Erschließen neuer Absatzmärkte.
Was ist neu:
- Beitrag Indien 3 ergänzt: Video und 2 Bilder (Minster Modi und “I love Guwahati”)
- Bilder auf Seite “Ausrüstung” optimiert.
Bis demnächst, gehabt Euch wohl.
Mit allerbesten Grüßen aus dem Wahnsinnsmoloch Dhaka, Mark
Log vom 17.11.17: Nach 22 Stunden Busfahrt von Dhaka nach Kolkata, einer Übernachtung und dann 23 Stunden mit dem Zug bin ich zurück in Guwahati. Visa für Indien hat problemlos geklappt, sie haben 6 Monate “Multiple Entry” ausgestellt. Das Paket mit dem Ersatzteil für’s Rad ist angekommen, jetzt geht’s die Tage mit Zug und Jeep zurück nach Nagaland, um von Changki aus die Tour fortzusetzen.