Schon der erste Tag in Ungarn hat klasse begonnen.
Der Donau-Radweg verläuft größtenteils auf dem Deich, teils asphaltiert, teils auf Schotterwegen oder unbefestigt. Und das Beste: Mit Rückenwind, so dass ich gut vorankomme. Zur Schlafplatzsuche steuere ich die Dorfkneipe von Gönyg kurz hinter Györ an, direkt an der Donau gelegen. Die bierseligen Gäste draußen verweisen mich an den Chef, Andrea’s spricht erstaunlich gut Deutsch, seine Lebensgefährtin Andrea gut Englisch. Wir verstehen und auf Anhieb bestens, Andrea’s erzählt mir von seinem Sohn, er ist schon ein paar Jahre in der Welt unterwegs, macht verschiedene soziale Projekte und lebt derzeit in Peru.
Unterdessen wird die Reiseraderfamilie größer. Vor Esztergom stoße ich unterwegs Volker aus Stuttgart. Er ist in Wien gestartet und fährt 6 Wochen den Donau-Radweg entlang. Auf dem Campingplatz in Esztergom treffe ich dann Toni und Sarah aus England. Sie sind zu Hause gestartet und wollen 2 Jahre um die Welt fahren. Die beiden sind bereits erfahren und sehr organisiert, starten morgens um 7 Uhr nach kurzem Frühstück. Da geht es bei mir gediegener zu, vom Weckerklingeln bis es losgeht vergehen schon fast drei Stunden mit dem zeitaufwendig zubereiteten Hirse-Leinsaat-Hafer-Kerne-Nüsse-Backpflaumen-Obst-Müsli. Nachdem alles verpackt ist komme ich morgens so zwischen 8:30 und 10:00 Uhr los. Zwischendurch fahre ich einige Kilometer zusammen mit einem Pärchen aus Genf, sie sind auch unterwegs in Richtung Südostasien und eventuell weiter, wenn das Geld reicht. Auf dem Campingplatz in Budapest spricht mich Daniel an, er ist mit seiner Frau Toni unterwegs. (www.theworldahead) Sie planen 1,5 Jahre zu reisen, bis Toni’s Freistellung endet.
Auf dem weiteren Weg durch Ungarn habe ich immer wieder Kontakt zu den Einheimischen, viele Sprechen Deutsch oder Englisch, bei den Übernachtungen ist nach der Frage nach einer Zeltmöglichkeit schnell Kontakt hergestellt. Auch das Laden der Batterien über Nacht ist dadurch spielend leicht. Oftmals wird auf dem Dorfplatz verwiesen, parkähnlich angelegt ist, Spiel- und Grillplatz in einem, jedoch wenig besucht. Dort zu Zelten scheint völlig normal zu sein.
Eine besonders interessante Übernachtung gibt es am letzten Tag in Ungarn, als ich an dem Habsburger Jagdschloss in Karapancsa vorbeikomme. Ich frage nach Wasser und der Möglichkeit, in der Umgebung das Zelt aufzuschlagen. Der Wachmann im Eingangsbereich hat so recht keine Idee, daher frage ich, ob die Möglichkeit besteht, direkt auf dem Gelände zu übernachten. Er ist nicht sicher, telefoniert jedoch kurz und gibt dann sein O.K. Kurz darauf kommt eine Frau hinzu und bietet mir die Übernachtung im Gästehaus an. Das Wetter ist aber gut, so ist mir das Zelt lieber.
Das Material und der Körper spielen gut mir, die Tagesetappen liegen zwischen 80 und 110 km und wenn die Sonne durchgängig scheint, ist tatsächlich keine zusätzliche Netzladung erforderlich. Geniale Erfahrung, so unabhängig mit der Unterstützung der Sonne unterwegs zu sein. Das Gespanngewicht ist jedoch relativ hoch, so dass bei Steigungen ab ca. 8 % zusätzlich zum machbaren Mittreten eine Motorleistung von 350 Watt erforderlich ist, um im 1. Gang mit 5 km/h den Berg hochzukommen.
Was Spass macht, sind die vermeintlich unspektakulären Dinge:
- Zelten am Dorfteich
- Essen zubereiten auf Benzinkocher
- Radfahren
- Sitzen unterm Tarp-Vorzelt bei Regen
Bis zum nächsten Beitrag
Peace, Love, Freedom and Rock’n’Roll, Mark